Burgergemeinde / Brienzer Dorfgeschichte geht online

24. August 2021

«Brienzer Dorfgeschichte» ist ein Projekt der Burgergemeinde Brienz mit dem Ziel, die Dorfgeschichte aufzuarbeiten, weiterzuschreiben und interessant zugänglich zu machen. Nun ist die Internetseite aufgeschaltet.

«Als ich die ersten Fotos sah, da hat es mir den Ärmel reingezogen», erzählt Rose-Marie Flück begeistert. Sie sitzt im Burgerbüro vor dem Computer und zeigt auf den Bildschirm. Über 5000 Fotos sind hier digitalisiert, überwiegend schwarz-weiss Bilder, allesamt von Brienz. Historische Ansichtskarten, Dorforiginale wie Beckli Jost mit seiner Frau auf dem Motorrad, der Abbruch von Gussets Bonneterie, Bilder vom Lawinenwinter 1999, als Brienz abgeschnitten war, Klassen- und Familienfotos oder das noch kaum besiedelte Dorf.

Kindheitserinnerungen
«Diese Fotos lösen Kindheitserinnerungen aus», erzählt nun Marianne Imfeld und zeigt auf den Saurer, ein altes Postauto, unterwegs auf der Axalp. «Ich kann mich noch gut erinnern wie Flück Adolf mit vollem Tempo über die alte Aarebrücke raste, da hat es uns Kinder beinahe bis an die Decke geschlagen, das war abenteuerlich!» Und ergänzt, das sei Nostalgie.

«Als ich das erste Mal die Fotos sah, da tat sich für mich eine Türe in eine neue Welt auf», schwärmt Elisabeth Schild. «In der Schule mochte ich das Fach Geschichte gar nicht, aber hier diese Dorfgeschichte, das war als hätte man ein Feuer entfacht, je mehr ich sehe, um so mehr fasziniert es mich.» Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Dorf sei eine Bereicherung: «Unterdessen schaue ich Brienz mit ganz anderen Augen an und durch die Fragen, die auftauchen, kommt man mit vielen Leuten ins Gespräch.»

Sammeln um zu erhalten
Auch Franziska Feusi berichtet von einer Liste mit Fragen, die sie den älteren Brienzer*innen noch stellen möchte. «Bücher gibt es schon ganz viele, aber das Wissen der älteren Personen, das müssen wir jetzt sammeln, solange sie noch unter uns sind», meint sie und ergänzt: «Es wäre doch schade, wenn all das verloren ginge und man nichts damit machen täte.»

«Brienzer Dorfgeschichte» soll Erinnerungen in Bild, Text und Videos festhalten und die aktuelle Geschichte weiterschreiben. «Wir haben einerseits ein digitales Archiv, da werden vorzu Dokumente und Fotos eingescannt und abgelegt, andererseits ist es uns ein Anliegen, dass die Dorfgeschichte von Brienz lebt und für die ganze Bevölkerung erlebbar gemacht wird», informiert Projektleiterin Zora Herren.

Dazu wurde die Internetseite brienzer-dorfgeschichte.ch erstellt, auf der ein Teil der Fotos und Dokumente veröffentlicht sind. Die Bilder werden in einem Programm so aufbereitet, dass sie mit zugeteilten Stichworten gezielt gesucht werden können, beispielsweise anhand von Strassennamen oder Hotels, Jahreszahlen und Namen. Die Internetseite wird dauernd ergänzt mit neuen Fotos und Texten, es lohnt sich also sie immer wieder zu besuchen.

Spannend und berührende Texte
«Ich bin immer wieder erstaunt, wie viele ältere Brienzer*innen ihre Erinnerungen noch schriftlich festhalten, das ist ein absoluter Glücksfall für unser Vorhaben», erklärt Zora Herren weiter und erwähnt als Beispiel Martin Flück, der gerne in historischen Dokumenten stöbert und recherchiert und danach um sein erworbenes Wissen eine Geschichte schreibt. «Das sind interessante und witzige Erzählungen, die eine breite Leserschaft ansprechen und die nebst Unterhaltung einen Einblick geben, mit welchen Themen sich die Vorfahren auseinandersetzen mussten», so die Projektleiterin. Oder Gedichteschreiber Erich Fischer, der in knackigen, pointierten Gedichten ein Stück Leben in Brienz festhält.

Marianne Imfeld hat die spannende Geschichte «Wie die Planalp zu einem Restaurant kam», die Marie Huggler-Bossli (Frau von Max Huggler) im Jahre 2010 für sie aufgeschrieben hatte, für die Internetseite aufbereitet. Elisabeth Schild entdeckte im Archiv unter anderem einen handgeschriebenen Text von Friedrich Michel (1894 bis 1982) über seine Erlebnisse als er in die Rekrutenschule einrücken musste, während der Grenzbesetzung, eine fesselnde und sehr berührende Beschreibung, die Schild abtippte, damit es leichter lesbar wird.

Weitere Fotos und Dokumente gesucht
«Wir wollen jedoch nicht nur zurückblicken», meint Zora Herren, «auch die aktuelle Geschichte soll weitergeschrieben werden, dafür suchen wir noch eine Person, die das gerne übernehmen möchte.» Die Arbeit, die das Team Brienzer Dorfgeschichte leistet, beruht auf Freiwilligkeit.

«Es ist eine gemeinsame Leidenschaft und wir würden uns über weitere Mithilfe sehr freuen», erklärt Zora Herren, «Wir haben bewusst keine organisatorische Strukturen geschaffen, damit auch beispielsweise Berufstätige die Möglichkeit haben auch nur eine begrenzte Zeit etwas beizutragen.» Wichtig sei dass es Freude bereite sich mit den Fotos und Geschichten auseinanderzusetzen.

Nebst konkreter Mitarbeit freut sich die aufgestellte Gruppe auch über weitere Dokumente von Einheimischen: «Wir sind sehr dankbar für alles was uns verschiedene Brienzer*innen bereits zur Verfügung stellten und hoffen, dass vorzu noch weitere Schätze vorbeigebracht werden», erklären sie. Die Dokumente werden eingescannt und den Besitzer*innen zurückgegeben. In naher Zukunft sei geplant auch eine gedruckte Ausgabe zu schaffen, die gekauft werden könnte.

Brienzer Dorfgeschichte
Burgergemeinde Brienz
Hauptstrasse 62
3855 Brienz
brienzer-dorfgeschichte.ch
info@brienzer-dorfgeschichte.ch

Das Team freut sich auf Mithilfe, melden Sie sich bei Interesse entweder per Mail oder auf dem Burgerbüro, Ihr Kontakt wird dann weitergeleitet.