Der Fremdenverkehr brachte zu Beginn des 19. Jahrhunderts einen wirtschaftlichen Um- und Aufschwung und die damit Hand in Hand sich entwickelnde Holzschnitzerei in das Dorf, das sich den neuen Verhältnissen gegenüber aufgeschlossen und anpassungsfähig erwies. Als Pioniere in dieser Richtung gelten der Schulmeister Johannes Kehrli (1774 bis 1854), der „Entdecker“ der Giessbachfälle als romantische, eindrucksvolle Sehenswürdigkeit und als Wegbereiter zur Erschliessung eines während gut 100 Jahren sozusagen in aller Welt bekannten Fremdenkurortes und -Zentrums, zu dem es im Jahr 1855 dann die Gebrüder von Rappard durch den Bau eines Hotels, ab 1858 die Dampfschiffgesellschaft Thuner- und Brienzersee und ab 1870 die Gebrüder Hauser machten, ferner Christian Fischer, Drechsler (1790 - 1848), der seine Drechslerwaren mit Meissel und Schnitzer um das Jahr 1816 mit Laubwerk oder Ornamenten zu verzieren begann und durch seine Frau beim Gasthof Bären oder beim Giessbach an die Fremden verkaufen liess und damit beispielgebend wurde für andere Dorfgenossen, es ihm gleichzutun, d.h. mittelst handwerklicher Arbeit zu Verdienst und Lebensunterhalt zu kommen. Dieser Erwerbszweig nahm einen raschen Aufstieg, nicht zuletzt als Folge der rat- und tatkräftigen Mithilfe des bernischen Kommerzienrates, der ein eminentes Interesses an der Einführung von Industrie in den oberländischen Bergtälern je und je befürwortet hatte. Auf geschäftlich breite Basis kann das Gewerbe dann durch die Elsässer Gebrüder Wirth, die in der „Seematte“, dem heutigen Friedhofareal einen richtigen Fabrikbetrieb auftaten und Handelsbeziehungen mit dem Ausland anknüpften. Dass von dieser Zeit an Brienzer dem Kunstgewerbe und der Bildhauerkunst reges Interesse entgegenbrachten und nach Paris auf Kunstschulen zogen, blieb bald keine Seltenheit mehr, so wenig als fremde Künstler, Bildhauer wie Maler, Brienz aufsuchten, weil sie hier ein ansprechendes Milieu und eine ansprechende Gebirgslandschaft vorfanden, was der Gegend bald zu einem guten Ruf verhalf.

Wohl nicht ohne Grund gilt Brienz kunstgeschichtlich als der Ausgangspunkt der schweizerischen alpinen Malerei mit dem durch Edouard Girardet begründeten Stempel der „Brienzer Schule“, aus der auch Albert Anker hervorging; die einen Max Buri, bei dem Hodler oft zu Gast war, heranzog, und in Verbindung mit der Holzbildhauerei dem Ort den Namen eines Künstlerdorfes eintrug. Anderseits zeugen vielfältige Stiche der Maler und Stecher Lory, König, Freudenberger, Birmann, sowie anderer, für die landschaftlichen Schönheiten von Brienz und Umgebung.